Mittwoch, 13. Mai 2015

Die Paarung von Vogelspinnen

Die meisten Vogelspinnenarten lassen sich unter Beachtung einiger grundlegender Dinge ohne weiteres nachzüchten. Vor einer Paarung sollte man sich jedoch auch über die Folgen im klaren sein, falls die Nachzucht erfolgreich verläuft. Viele Arten sind nämlich sehr produktiv und bringen mehrere hundert Jungtiere zur Welt. Der Absatz für eine solche Menge an Jungtiere könnte sich auch als schwierig erweisen. Außerdem werden geeignete Behältnisse und genügend Platz benötigt, um diese aufzustellen.


Vorbereitungen

Das Weibchen sollte nicht kurz oder unmittelbar vor einer Häutung stehen. Man sollte nur Weibchen verpaaren, die relativ frisch gehäutet sind.
Nach der Reifehäutung des Männchens muß erst der Bau des Spermanetzes abgewartet werden. Das Sperma des Männchens befindet sich im Hinterkörper und tritt dort an der Epigastralfurche aus. Das Sperma muß jedoch in die Bulben "geladen" werden. Dazu baut das Männchen aus Spinnfäden ein Spermanetz unter das es dann kriecht um das Sperma daran zu befestigen. Anschließend steigt es darüber und saugt mit den Bulben das Sperma auf. Erst jetzt ist das Männchen in der Lage bei der Paarung das Sperma in die Samentaschen des Weibchens abzugeben.
Das Terrarium : Liegen nun zwei paarungsbereite Spinnen vor, ist das Terrarium auszuwählen, in dem die Paarung stattfinden soll. Ist das Terrarium des Weibchens groß genug, so sollte die Paarung bevorzugt dort stattfinden. Das Terrarium sollte dem Männchen die Möglichkeit bieten sich dem Weibchen zu entziehen, falls dieses nicht zur Paarung bereit ist und ihm möglicherweise aggressiv begegnet.
Sollte das Terrarium des Weibchens zu klein für eine Paarung sein, so kann man sich ein Terrarium speziell zur Paarung anschaffen und einrichten. Dieses braucht nicht besonders eingerichtet zu werden, außer daß eine Höhle bei bodenbewohnenden Spinnen vorhanden sein sollte. Man setzt dann das Weibchen ein bis zwei Wochen vor der Paarung in das Terrarium um ihm die Zeit zu geben, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und die Fäden mit dem Sexuallockstoff zu spinnen. 

Der Paarungsablauf

Sind die äußeren Bedingungen für eine Paarung gegeben, so kann das große ereignis stattfinden. Die Paarung sollte mit einer langen Pinzette oder einem Holzstab beobachtet werden, um dem Männchen zur Hilfe eilen zu können, falls es vom Weibchen angegriffen wird.
Die Paarung beginnt nun mit Einsetzen des Männchens ins Terrarium des Weibchen, möglichst weit weg von dessen Höhle. In der Regel beginnt das Männchen, je nach Art, mit dem ganzen Körper zu zucken oder sogar zu zittern, beziehungsweise mit den Beinen oder Tastern zu trommeln. Diese Schwingungen nimmt das Weibchen auf und veranlassen es in der Regel dazu, aus der Höhle zu kommen und/oder ebenfalls mit den Tastern und ersten Laufbeinen auf den Untergrund zu trommeln. Diese Reaktion des Weibchens ist in der Regel ein gutes Zeichen und signalisiert Paarungsbereitschaft. Auf das Trommeln des Weibchens reagiert das Männchen meist ebenfalls wieder mit trommeln. Wenn das Männchen nahe genug am Weibchen ist, tastet es dieses meist zuerst vorsichtig und später immer heftiger an den Vorderbeinen ab. Damit soll das Weibchen weiter stimuliert und dazu gebracht werden, sich vorn aufzurichten. 

Dies ist notwendig, da das Männchen mit seinen Tastern an die Unterseite des Hinterkörpers des Weibchens gelangen muß. Um bei diesem Unterfangen nicht unnötig gefährdet zu sein, stemmt das Männchen das Weibchen mit seinem ersten Beinpaar hoch, indem er mit diesem zwischen die gespreizten Chelizeren des Weibchens fährt. Hat das Männchen Tibiaapophysen, so werden diese in den Chelizeren des Weibchens eingehakt. So ist das Männchen in der Lage das Weibchen hochzustemmen und hat es somit fest im Griff. Nun versucht das Männchen seine Bulben in der Epigastralfurche des Weibchens einzuhaken. Als Anzeichen für das erfolgreiche Einführen des Bulbus krümmt sich das Weibchen stark, da das Männchen den Hinterleib des Weibchens während der Samenabgabe an sich zieht. Je nach Art werden nur ein oder beide Bulben abwechselnd eingeführt. Wenn das Weibchen begattet ist, löst sich das Männchen aus der Umklammerung und läuft vom Weibchen weg.
Einige Arten sind bei der Paarung sehr friedlich und können bei einem ausreichend großen Terrarium über einen längeren Zeitraum zusammen gehalten werden. Dieser kann sich bis auf mehrere Wochen erstrecken.
Nach einer erfolgreichen Paarung wird sich das Weibchen in der ersten Zeit ganz normal verhalten. Da die Spermien im Körper des Weinchens gespeichert sind, kann es einige Zeit dauern, bis es mit dem Kokonbau beginnt. Der Bau des Kokons kündigt sich meist damit an, daß die Nahrung verweigert wird. Danach beginnt sich das Weibchen in seiner Höhle einzuspinnen. Oft wird alles so dicht eingesponnen, daß der Einblick in das Innere des Nests verwehrt bleibt. Es kann jetzt nur noch abgewartet werden.

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