Montag, 25. Mai 2015

Avicularia minatrix


Die Art Avicularia minatrix wurde 1903 von POCOCK anhand eines einzelnen Weibchens bestimmt; der Holotypus hatte eine Körperlänge von gerade einmal 33 mm. Die Grundfärbung ist rosa-braun, der Cephalothorax rosa. Das Abdomen ist mit zwölf leuchtend roten Flecken auf schwarzem Grund auffallend schön gezeichnet. Anders als andere Avicularien verändet Avicularia minatrix ihre Färbung im Laufe ihres Lebens nicht. Sie ähnelt in ihr sehr den Jugendstadien vieler anderer Avicularien wie bspw. Avicularia Metallica. Die Art ist dicht behaart, aber längst nicht so dicht wie Aviculario Versicolor. Auch liegen die Haare eher am Körper an. Nichtsdestotrotz können die Tiere erstaunlich schnelle und weite Sprünge machen. Erschreckt man sie, so kann ein Fluchtsprung sie spielend leicht und nahezu unbemerkt – so schnell sind ihre Bewegungen – aus dem Terrarium tragen. Weibchen der Art erreichen nach herrschender Meinung 4 cm Körperlänge.

Sie kommt aus Norden von Venezuela in der Küstenregion um Caracas. Regenwald. Ausgeprägter Baumbewohner. Kulturfolger, der in Obstplantagen gefunden wird. Für einen Kulturfolger verwundert das extrem scheue Verhalten der Tiere.

Baut im natürlichen Habitat Gespinste in Bromelientrichter und Baumhöhlen; sterben die Bromelien nach ihrer Blüte ab, so beziehen die Tiere einen neuen Trichter. In Gefangenschaft hat sie bei mir eine Korkröhre bezogen, die sie mit einer selbstgesponnenen Netzröhre, ähnlich einem Wurmfortsatz, verlängert hat. Friedlicher Charakter, extrem scheu. Flieht bei der kleinsten Störung und verlässt – wenn überhaupt - erst bei Dunkelheit das schützende Versteck; meist beschränkt sich dies darauf, die Beine aus der Netzröhre zu strecken. Das Verhalten, das der Name der Art nahe legt – minatrix ist lat. für “die Drohende” – konnte von mir nie beobachtet werden.

Wie viele andere Vogelspinnenbegeisterte auch hat mich ein Foto von Avicularia minatrix in Verbindung mit ihrer geringen Körpergröße, ihrer Friedlichkeit und ihrer Gattungszugehörigkeit für sie eingenommen. Aufgrund der vergleichsweise eher geringen Verfügbarkeit bzw. des überhöhten Preises habe ich einige Zeit gesucht, bis ich mir ein subadultes Weibchen dieser gefragten Art zugelegt habe. Leider lebt es so versteckt, wie ich es nicht annähernd von einer anderen Vogelspinne her kenne. Ich hätte die Terrarienwände unverkleidet lassen sollen, dann könnte ich die Spinne wenigstens noch in ihrer Röhre sitzen sehen. Manchmal ist wochenlang nicht einmal ein Tarsus am Wohnröhreneingang zu sehen. Nur bei extremem Hunger wandert das Tier ein wenig umher, belohnt dann allerdings durch die wunderschöne Färbung und die Anmut der Avicularia-typischen vortastenden Bewegungen. Insgesamt friedlich, aber insbesondere für Anfänger aufgrund der versteckten Lebensweise nicht empfehlenswert. Ansonsten durchaus robust, trotz des zarten Körperbaus. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen